Weihnachten – Altjahr – Neujahr: Zur Ruhe kommen und Wesentliches finden

Gute Planung, straffes Zeit­programm, Gedränge in den Einkaufszentren, nervenaufreibendes Warten in der Schlange vor der Kasse, Ausdauer und Geduld auf verstopften Strassen. Die Weihnachtszeit wird für manche wieder zur sportlichen Herausforderung. Auch Sportlerinnen und Sportler sind aber im Alltag nicht pausenlos im Wettkampfmodus. Das wäre jedenfalls nicht sehr weise.

Starke Leistungs- und Erfolgsorientierung ist mental anspruchsvoll und kann insbesondere im Spitzensport zu psychischen Überlastungen führen. Dass immer mehr Sportlerinnen und Sportler damit nicht mehr klarkommen und dies auch öffentlich sagen, bestätigt das. Ausreichende Erholung, bewusster Rückzug, Selbstreflexion und allenfalls nötige Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, kann matchentscheidend sein. Gerade in der Weihnachtszeit lässt sich das üben und erfahren.

Dass sich das Geheimnis von Weihnachten aber selten im mit viel «Bling-bling» und Kitsch verkaufsfördernd zurechtgemachten Warenhaus erleben lässt, leuchtet ein. Zur Ruhe kommen, sich auf wirklich Wichtiges im Leben zu besinnen, braucht eben genau das: bewusst gewählte Ruhe! Sportlerinnen und Sportler sind da keine Ausnahme. Mit Ruhe und Besinnung allein gewinnst du vermutlich nicht den nächsten Wettkampf, dafür anderes, was du als Mensch existenziell brauchst: Innere Balance und Ausgleich, geistliche und mentale Kraft und Orientierung. Hektik zur falschen Zeit, sogar für gut gemeinte Gastfreundschaft, kann vom Wesentlichen ablenken. Das musste sich schon die geschäftige Marta sagen lassen, als Jesus bei ihr zu Besuch war (nach­zu­lesen im Lukas-Evangelium 10,38–42). Es war Zeit, um bewusst zuzuhören, sich ins Leben reden zu lassen und für den weiteren Lebensweg die richtigen Schlüsse zu ziehen. Sie hat ihre Chance verpasst, wir können es in dieser Weihnachtszeit besser machen.

Gott wurde Mensch, unscheinbar, abseits von Glanz und Glamour in einer schäbigen Unterkunft. So wurde er in Jesus einer von uns und machte und macht sich auch heute mitten in unserem manchmal verrückten Leben erfahrbar. Wenn man sich denn auf ihn einlässt und ihm zuhört. Schon das erste Weihnachten war alles andere als besinnlich oder beschaulich und friedlich schon gar nicht. Viele verpassten in der Hektik das Wesentliche, dabei geschah es direkt vor ihren Füssen.

Aber denken wir an die Hirten. Sie waren nicht die Promis und Stars der damaligen Zeit, sondern eher die Randständigen. Sie hörten ebenfalls zu, als ein Engel ihnen Good News brachte: «Heute ist euch in der Stadt Davids ein Retter geboren worden; es ist der Messias, der Herr.» (Lukas-Evangelium 2,11). Die Hirten hörten nicht nur zu, sondern sie zogen auch die richtigen Schlüsse und suchten die Gegenwart des eben geborenen Retters auf. Diese Gottesbegegnung der besonderen Art hat ihr Leben bestimmt nachhaltig geprägt. Das Herz der Hirten war voll, es sprudelte über. Ihre «geistlich-mentalen Batterien» wurden durch diese Begegnung derart aufgeladen, dass sie anderen von ihren besinnlichen Erfahrungen berichteten. Und alle, denen die Hirten davon erzählten, staunten. Gottesbegegnungen haben auch eine missionarische Dimension.

Auch dieses Jahr lädt uns Weihnachten ein, uns im Alltag bewusst gegen noch mehr Geschäftigkeit zu entscheiden und uns stattdessen Oasen der Ruhe und Besinnung zu schaffen. Das muss nicht nur bedeuten, mit einer Tasse Tee und der Bibel andächtig vor einer Kerze zu sitzen. So verschieden wie die Menschen, sind auch die Zugänge zu prägenden Begegnungen mit Gott. Ein Gebetsspaziergang oder eine Jogging­runde mit einer bewusst offenen Haltung für Gottes Reden kann auch besinnlich wirken. Hauptsache, wir tun es bewusst. Die Geschichte lehrt uns, dass wir dadurch Wesentliches, ja, Gott selbst und seine wegweisende Gegenwart erleben können. Und wir können mit besinnlichen Erfahrungen auch andere in der Sportwelt auf den hinweisen, der hinter Weihnachten steht.

Ich wünsche dir in dieser Weihnachtszeit den Mut, die Prioritäten weise zu setzen und dich immer wieder einmal bewusst für Ruhe, Besinnung und Zuhören zu entscheiden. In diesem Sinne: Frohe und nicht nur sportliche Weihnachten! Und nimm doch diese Priorität der Ruhe und Besinnung auch gleich ins neue Jahr mit…

Wenn du noch ein passendes Weihnachtsgeschenk suchst, wüsste ich eines: Werde Patin oder Pate einer Sportlerin oder eines Sportlers aus unserem Young/Elite/Impact-Programm.

Herzlich — Dr. Oliver Merz, Leiter SRS Pro Sportler Schweiz