Sarina Wieland: «Den Plan an Gott abgeben.»
Sarina Wiland, Volley Düdingen (Foto: Ulf Schiller)

In drei Jahren von der Ersatzspielerin zur Stammspielerin bei «Power Cats» von Volley Düdingen (NLA) und mittendrin an grossen Turnieren mit der Damen-Nationalmannschaft. Sarinas Karriere verlief in den letzten drei Jahren wie am Schnürchen! Und jetzt: Verletzungspech…

Sarina Wieland (24)

«Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst.» (Bibel, Josua 1,9)

Geboren am 8. Juli 1997
Wohnt in Galmiz (Murten)
Verheiratet mit Janis Wieland
Gelernter Beruf: Kauffrau EFZ
Heute 50% Volleyballerin, 50% Kauffrau

Aussenangreiferin
Volley Düdingen und Schweizer Nationalteam

Highlights
2x U23 Vizeschweistermeister
NLA-Meisterschaft: Silber; Bronze
2x EM Teilnahme


Andrea Jenzer: Deine letzten drei Jahre in der NLA und diese Saison sind von aussen betrachtet bis letzten November 2021 prima verlaufen. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Sarina Wieland: Es war eine sehr aufregende Zeit. Ich habe so viel gelernt, so viele Menschen kennen gelernt, bin durch Hochs und Tiefs gelaufen und habe viele Länder bereist. Diese Zeit möchte ich nicht missen.

Was waren deine persönlichen Highlights bis anhin in deiner Karriere? Und in dieser Saison?
Wir haben uns im 2018 als erstes Schweizer Nationalteam überhaupt auf sportlichem Weg für eine EM qualifiziert. Im 2019 durfte ich dann als Stammspielerin in meinem ersten Jahr in der Nati die EM spielen. Ein weiteres Highlight war die EM im 2021.
Mit dem Club konnte ich bereits eine Bronzemedaille in der Meisterschaft holen und in der letzten Saison wurden wir Vizeschweizermeister.
In dieser Saison war das Highlight mein Saisonstart. Ich war in der Stammsechs und konnte meine Leistung voll abrufen.

Und wie erklärst du dir dieses stetige Weiterkommen und Aufstreben?
Ganz ehrlich – ich kann es mir selber nicht genau erklären. In meiner ersten NLA Saison waren im Team viele Spielerinnen verletzt, dadurch bekam ich die Chance zu spielen. Dadurch erregte ich die Aufmerksamkeit des Nationalcoach. Im Club hatte ich immer sehr gute Mitspielerinnen und das pushte mich. Doch schon meine ganze Karriere lang versuche ich, den Plan Gott abzugeben. Ich arbeite hart und er macht das Resultat.

Und wo stehst du heute, anfangs Jahr 2022?
Im Trainingsaufbau. Ich habe mir im November 2021 in Prag, vor dem Europacupspiel, meine Bänder am Fuss gerissen und nun bin ich wieder im Trainingseinstieg.

Wir wünschen dir zuerst einmal schnelle und komplette Verheilung deiner Verletzung. Lass uns doch wissen: was hat die Verletzung bei dir zu Beginn (in den ersten paar Tagen und Wochen) ausgelöst?
In dem Moment, als ich mich verletzt habe, ging mir die ganze Karriere und speziell der Saisonstart 2021 durch den Kopf. Es lief ab wie ein Film. Das habe ich noch nie so erlebt. Ich war fassungslos, enttäuscht und vor Wut schlug ich auf den Boden. Ich verstand in diesem Moment nicht, was Gott hier macht. Noch nie habe ich so gut Volleyball gespielt und nun das! Tage und Wochen später haben sich die Emotionen mehr und mehr gelegt.

Welche Gedanken haben dich dabei immer und immer wieder verfolgt und allenfalls nicht losgelassen?
«Warum jetzt?! Warum jetzt, wo es mir so läuft?! Auf diese Phase habe ich lange gewartet. Ich war endlich konstant in meinem Spiel und konnte mutig auftreten.» Ich fand es nicht fair.

Was war das Herausfordernde oder Quälende an diesen Gedanken?
Diese Gedanken hatte ich etwa zwei Wochen lang, danach konnte ich mich davon distanzieren. Wenn ich zu Hause war, ging es mir sehr gut. Sobald ich in die Halle musste und die Matches geschaut habe, kamen die Gedanken wieder hoch. Das Herausfordernde daran war, zu wissen, dass Gott einen Plan hat. Das habe ich mir immer wieder selbst gesagt.

Was hat dir geholfen, um aus diesem Gedanken-Karussell rauszukommen?
Mein Mann, meine Familie, meine Freunde, mein Team und das Wissen, dass Gott an meiner Seite ist und weiss, was er tut.

Was hat dir bis anhin noch geholfen, um mit dieser Verletzungssituation hilfreich umzugehen
Mich auf meine eigenen Fortschritte zu konzentrieren. Jeder Schritt vorwärts als Erfolg und Meilenstein zu sehen.

Was wurde dir in dieser Verletzungspause neu / wieder klar und bewusst?
Mir wurde wieder klar, wie schön es ist zu laufen, zu rennen und zu springen, das ist so ein Privileg. Mir wurde auch klar, dass ich es immer noch liebe, Volleyball zu spielen. Wenn man voll drin ist, fragt man sich das manchmal…

Nimmst du allenfalls auch etwas Positives aus dieser Zeit mit?
Ich konnte die Adventszeit noch nie so fest geniessen! Und es hat mir auch gezeigt, dass es neben dem Sport noch anderes im Leben gibt und dass es weiter geht, auch dann nach einer Karriere.

Welche Bedeutung hat dein Glaube an Jesus Christus? In der Karriere bis anhin… in dieser Verletzungssituation… Wie wirkt sich der Glaube aus?
Jesus bedeutet mir alles. Er gibt mir Sinn und pusht mich, weiterzumachen. Ohne den Glauben würde ich dem Druck nicht standhalten. Jesus gibt mir meine Identität – und nicht der Sport oder die Menschen. Das ist schon nicht immer einfach, und ich muss es mir immer wieder sagen.
In der Verletzungssituation ist es schön zu wissen, dass es einen grösseren Plan gibt als meinen. Das hilft mir, die Situation zu verarbeiten und von aussen zu sehen.

Und wie geht es dir heute, fast zwei Monate später, nachdem die Verletzung passiert ist?
Es geht mir gut! Ich bin wieder in der Halle und kann bei der Hälfte des Trainings mitmachen. Der Fuss verheilt auch super. Jeder kleine Fortschritt macht riesige Freude.

SRS Pro Sportler Schweiz hat in diesem Jahr sein 40-Jahre-Jubiläum. Was ist deine Geschichte mit SRS? Was hat SRS in deinem Leben verändert?
Der Name SRS war mir bereits als Kind durch meinen Vater bekannt. Doch richtig in Berührung mit SRS Pro Sportler kam ich, als ich das Sport-Mentoring in Anspruch genommen habe. Ich habe so viel über mich gelernt. Ohne dieses Mentoring wäre ich mental und spielerisch nicht da, wo ich heute bin.

Du bist seit Dezember 2021 Teil des SRS Elite-Team. Was begeistert dich an diesem Team? Und was hat dich angesprochen, dabei zu sein?
Mich begeistert die Vielfalt von Sportlern. Es ist so spannend, zusammen zu diskutieren und zu hören, wie der Alltag der anderen Sportler aussieht. Man fühlt sich durch den Glauben und den Spitzensport auch direkt verbunden und verstanden. Ich freue mich auf den gemeinsamen Austausch und darauf, einander zu unterstützen.


Ganz herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen dir gute Genesung und einen gelingenden Wiedereinstieg ins Sportgeschehen, wenn es dann soweit ist, und eine tiefe Zufriedenheit für dein Leben!

Foto: Ulf Schilller

Sarina Wieland als Interviewgast im Online-Sportlergottesdienst vom 12. Mai 2020